Professor in alpiner Mykologie und Pilzökologie
„Pilze sind die verborgenen Architekten unserer Ökosysteme. Sie bauen ab und bauen auf, sie vernetzen und ermöglichen Leben – gerade dort, wo die Bedingungen extrem sind. Um die Zukunft unserer Wälder und Böden zu verstehen, müssen wir die Pilze verstehen.“
Diese Überzeugung prägt das Werk von Ursula Peintner – Mykologin und assoziierte Professorin am Institut für Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, die heute als eine der führenden internationalen Autoritäten in der Pilzökologie und alpinen Mykologie gilt. Mit ihrer Entdeckung der neuen Pilzgattung „Tyroliella“ und den neuen Arten „Penicillium tirolense“ und „Penicillium poederi“ sowie ihren wegweisenden Studien zu Pilzgesellschaften in schneebedeckten Böden hat sie die alpine Mykologie auf eine wissenschaftlich fundierte und ökologisch bedeutsame Ebene gehoben.
Sie entwickelte ihre Leidenschaft für Pilze während ihres Mikrobiologiestudiums an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Auf dieser frühen Begeisterung baute ihre wissenschaftliche Karriere am renommierten Institut für Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck auf, wo sie seit Jahrzehnten forscht und sich als internationale Autorität etabliert hat. Als Leiterin des Forschungsbereichs „Pilzökologie, Ektomykorrhiza und Biodiversität“ erstreckt sich ihre Forschung von der Taxonomie über die Phylogenie bis hin zur Ethnomykologie und angewandten Mykologie. Ihre umfangreichen Bodenbeprobungen auf Seehöhen zwischen 1900 und 2300 Metern im Grenzgebiet zwischen Tirol und Südtirol führten zur Entdeckung völlig neuer Pilzarten und -gattungen und zeigten, dass selbst in scheinbar lebensfeindlichen schneebedeckten Böden der Alpen ein reiches Pilzleben existiert.
In ihrer beruflichen Tätigkeit befasst sie sich mit der Erforschung der mikrobiellen Vielfalt in extremen Lebensräumen und den mutualistischen Beziehungen von Pilzen, insbesondere Mykorrhiza-Symbiosen. Sie arbeitet mit internationalen Forschungspartnern von Südamerika bis in die Arktis, um das Wissen über Pilzgesellschaften, ihre ökologischen Funktionen und deren Bedeutung für alpine Ökosysteme zu vermitteln. Dabei legt sie großen Wert auf die Verbindung klassischer taxonomischer Methoden mit modernsten molekularen Techniken und die Integration von Grundlagenforschung mit angewandter Forschung. „Gerade in alpinen und subalpinen Bereichen sind Bodenpilze noch weitgehend unerforscht. Mit modernsten molekularen Techniken können wir die Vielfalt aber nun besser abbilden“, erklärt die Mykologin.
Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist das Verständnis der Schlüsselfunktionen von Bodenpilzen in alpinen Ökosystemen. Sie beschäftigt sich mit saisonaler Dynamik von Pilzgesellschaften, deren Wechselwirkungen mit anderen Organismen und den komplexen Netzwerken des Lebens, in denen Pilze als Knotenpunkte fungieren. Ihre Forschung zeigt, dass Bodenpilze nicht nur in der warmen Jahreszeit aktiv sind – sie arbeiten auch unter der Schneedecke weiter und sind entscheidend für den Nährstoffkreislauf.
Aktuell konzentriert sich ihre wissenschaftliche Arbeit auf wegweisende Projekte: Das Projekt „MOFALE“ erforscht die funktionale Vielfalt der Mortierellaceae in alpinen Ökosystemen – essenziell für das Verständnis, wie diese Ökosysteme auf den Klimawandel reagieren werden. Das FWF-geförderte Projekt „MICINSNOW“ untersucht mikrobielle Interaktionen unter der Schneedecke – ein bislang weitgehend unerforschtes Gebiet von großer ökologischer Bedeutung. Besonders bemerkenswert ist das internationale WEAVE-Projekt „POSADEC“, das das verborgene Potenzial südamerikanischer Pilzarten erforscht. Ihre Forschung zu bioaktiven Substanzen in Pilzen, insbesondere zu Photosensibilisatoren mit potentiellen Anwendungen in der Krebstherapie und antimikrobiellen Behandlung, zeigt, dass Pilze eine übersehene Quelle für neue Photopharmaceutika sein könnten.
Ihre wissenschaftliche Exzellenz zeigt sich in ihrer Position als Mitglied im Editorial Board renommierter wissenschaftlicher Zeitschriften wie „Fungal Biology“ (seit 2016) und „Micologia e Vegetazione Mediterranea“ (seit 2005). Als wissenschaftliche Beraterin der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen für die Mykologische Sammlung unterstreicht sie ihre tiefe Verbundenheit mit der regionalen Pilzforschung und ihre Rolle als Hüterin des mykologischen Erbes Tirols. Ihre Publikationen in hochrangigen Fachzeitschriften wie „Studies in Mycology“, „Fungal Systematics and Evolution“ und „PLOS One“ haben die internationale mykologische Forschung maßgeblich beeinflusst.
Ein besonders faszinierender Aspekt ihrer Forschung ist ihre Arbeit im Bereich der Ethnomykologie. Ihre umfassende Studie über das europäische Speisepilzverhalten, veröffentlicht in PLOS One, zeigt die enormen kulturellen Unterschiede im Umgang mit Pilzen. Ihre Analyse aller europäischen Gesetze und Richtlinien zum Pilzhandel ergab: In Europa sind insgesamt 282 Speisepilzarten auf verschiedenen nationalen Listen genannt, doch nur eine Handvoll findet sich auf allen Listen. Diese Forschung zeigt nicht nur kulturelle Unterschiede, sondern auch: „Pilze gelten durch ihre stimulierende Wirkung auf das Immunsystem als extrem gesunde Nahrungsmittel, was ihre Beliebtheit natürlich auch in bislang mykophoben Gesellschaften sicher steigert.“
Sie versteht es, klassische taxonomische Methoden mit modernsten molekularen Techniken zu verbinden und steht für ein integratives Verständnis von Mykologie – als Zusammenspiel von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und kultureller Sensibilität. Ihre Arbeit macht deutlich, dass Pilze für sie nicht isolierte Organismen sind, sondern Knotenpunkte in komplexen Netzwerken des Lebens, die immer im Kontext ihrer Beziehungen zu anderen Organismen gesehen werden müssen. In der Mycoverse Foundation bringt sie ihre Expertise in Taxonomie, Pilzökologie, bioaktiven Substanzen und Ethnomykologie ein und trägt dazu bei, das Potenzial von Pilzen nachhaltig zu erschließen – und wissenschaftliche Erkenntnisse mit ökologischer Verantwortung und kulturellem Bewusstsein zu verbinden.
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